Ein Klotz als Messias oder der Einzelhandel als Religion

Ein Kommentar von Michael Böhm

Christian Klotz weiß was er tut und er ist gut darin. Er hat sich Hof angeschaut und einen Vortrag vorbereitet. Klotz weiß, wie man Menschen begeistert und fesselt und hat sich deswegen für den Stil seines Vortrages eine Mischung aus Bauerntheater und Bergpredigt zurechtgelegt. Und das kam an.

Und die Stadt Hof hat es ihm leicht gemacht mit seiner Kritik. Natürlich ist es mehr als peinlich, eher fahrlässig, wenn eine Stadtverwaltung noch nicht ein Mal aktuelle statistische Zahlen nennen kann – das sagt viel darüber aus, wie man in den Amtsstuben arbeitet und nach welchen Kriterien ein Stadtrat entscheidet. Es ist auch ganz natürlich, dass wenn man über Jahrzehnte nur vor sich hin verwaltet – ohne städteplanerischen Kompass oder gar Gestaltungswillen – ein Außenstehender dies bemerken wird und daraus zu Recht eine vernichtende Kritik entwickelt. Natürlich sind es nicht Personalien, die das Hofer Stadtmarketing zur Farce machen, sondern handfeste Strickfehler in Aufbau und Finanzierung, die man auch nach vielfacher Kritik nicht ändern will. Und natürlich kann man nur eine gewisse Zeit lang so tun, als ob Stadtentwicklung ohne transparente Einbeziehung der Bürger normal wäre, aber dann kommt eben irgendwann ein Klotz und vernichtet diese Art der Politik in nur ein paar Stunden.

Christian Klotz hatte bis dahin Recht in seiner Comedy. Aber dann begann er den Kardinalsfehler eines jeden Populisten zu begehen. Klotz ist klug genug zu wissen, dass Menschen immer einen Schuldigen wollen. Bitte immer nur einen, denn sonst wird es zu komplex. Und als Klotz begann, von einem einzigen Schuldigen – in diesem Fall Stadtrat und Stadtverwaltung Hof – zu sprechen wurde er unglaubwürdig.

Klotz wurde von einem Moment zum anderen Prediger der Religion Einzelhandel. Der Einzelhandel habe immer alles richtig gemacht, und dieser unfehlbare Einzelhandel wäre von einer Stadt angegriffen und nahezu zerstört worden, so lautete das Glaubensbekenntnis. Der Bürger der Stadt wurde zur „Frequenz“ oder zum „sich reibenden Arsch“. Und der Bürger klatschte dabei noch.

Klotz hat keine Analyse abgegeben, sondern eine Predigt. In seinem Universum existiert nur ein einziger Souverän: der Einzelhandel. Dass dieser Einzelhandel in Hof neben einigen herausragenden Könnern auch fürchterlich verstaubte, rückwärtsgerichtete Nichtkönner beinhaltet, wurde geflissentlich verschwiegen. Auch der Bürger, der statistisch viel häufiger bei Amazon in die Schaufenster schaut als in der Ludwigstraße wurde kaum erwähnt.

Was Klotz auch nicht versteht: das Thema Stadtentwicklung ist mindestens ein Dreieck, bestehend aus Verwaltung, Handel und Bürgern, und die Stadtverwaltung soll nicht den Handel alleine hofieren, sondern mit den Bürgern eine lebenswerte Stadt gestalten.

Und bemerkenswert: je monotheistischer Klotz wurde, desto willfähriger übernahmen Kommunalpolitiker und Presse seine Positionen.

Man muss es ihm lassen: Der Klotz kann schon was.

(Foto: Stephan Korb)


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